Der Garten im Klimawandel
Die Auswirkungen des Klimawandels sind inzwischen auch im eigenen Garten deutlich spürbar: Langanhaltende Trockenperioden, Starkregenereignisse und zunehmende Hitze stellen Hobbygärtnerinnen und Gärtner vor neue Herausforderungen. Während früher klassische Rasenflächen und durstige Zierpflanzen dominierten, ist heute ein Umdenken gefragt. Der sogenannte „Klimagarten“ setzt auf Resilienz, Biodiversität und intelligente Wassernutzung – und lässt sich dennoch ästhetisch und modern gestalten.
Schluss mit der Kiesfläche: Warum die „Grau-vor-Grün“-Strategie scheitert
Vor allem in Neubaugebieten haben sich in den letzten Jahren Schotter- und Kiesgärten verbreitet, nicht selten unter dem Vorwand der Pflegeleichtigkeit. Doch diese Flächen heizen sich stark auf, speichern keine Feuchtigkeit und bieten weder Insekten noch Pflanzen einen Lebensraum. Einige Bundesländer haben mittlerweile sogar Verbote gegen reine Schotterflächen erlassen. Wer stattdessen auf naturnahe Strukturen setzt, schafft nicht nur Lebensraum, sondern verbessert aktiv das Mikroklima des eigenen Grundstücks.
Hitzetolerante Pflanzen: Die Stars des Klimagartens
Statt durstiger Rasenflächen eignen sich robuste Stauden, Gräser und Gehölze, die mit wenig Wasser auskommen. Besonders bewährt haben sich:
- Lavendel (Lavandula angustifolia): Mediterranes Flair, duftend und insektenfreundlich.
- Kugeldistel (Echinops) und Sonnenhut (Echinacea): Trockenheitsliebende Blühpflanzen mit hoher Anziehungskraft für Bienen.
- Ziergräser wie Federgras oder Lampenputzergras: Bewegliche Strukturen, pflegeleicht und langlebig.
- Sand-Thymian, Salbei, Rosmarin: Aromatische Pflanzen mit Doppelfunktion für die Küche.
Solche Pflanzen können in durchdachten Mischpflanzungen mit Mulchschicht kombiniert werden, was nicht nur optisch reizvoll wirkt, sondern auch Verdunstung reduziert.
Regenwasser clever nutzen: Zisternen und Versickerung
Ein weiteres Schlüsselelement des Klimagartens ist die intelligente Wassernutzung. Statt aufwendiger Bewässerungssysteme mit Leitungswasser lohnt sich die Investition in eine Regenwasserzisterne oder unterirdische Speicher. Auch oberirdische Regentonnen mit Überlauf in Versickerungsmulden oder bepflanzte Rigolen helfen, das wertvolle Nass zu speichern oder gezielt versickern zu lassen. Wichtig ist dabei ein funktionierender Überflutungsschutz, z. B. durch eine bepflanzte Mulde mit Tiefpunkt im Garten.
Boden als Wasserspeicher: Humus aufbauen, Mulchen, verdichten vermeiden
Verdichteter, lebloser Boden speichert kaum Wasser. Ein fruchtbarer, lockerer Boden hingegen wirkt wie ein Schwamm. Der Aufbau von Humus durch regelmäßiges Mulchen, den Einsatz von Kompost oder eine gezielte Gründüngung im Herbst verbessert die Wasserhaltefähigkeit und unterstützt das Bodenleben. Verzichten Sie auf schwere Maschinen und vermeiden Sie das Betreten nasser Flächen, um Verdichtung zu verhindern. Stattdessen sorgen offene Pflanzbeete mit Mulchschicht aus Rindenhumus, Holzhackschnitzeln oder Stroh für optimale Bedingungen.
Beschattung neu denken: Pergolen, Solitärbäume und textile Schattenspender
Beschattung im Garten bedeutet mehr als nur Sonnenschirm oder Markise. Im Klimagarten sind dauerhafte, natürliche Schattenspender gefragt. Großkronige Laubbäume wie Feldahorn oder Amberbaum sorgen nicht nur für Schatten, sondern kühlen durch Verdunstung aktiv die Umgebung. Pergolen mit Rankpflanzen wie Wein oder Kletterhortensie bieten saisonalen Schatten und gestalten Gartenräume atmosphärisch. Auch moderne Sonnensegel oder textile Strukturen können temporär eingesetzt und optisch in moderne Gartenkonzepte eingebunden werden.
Gestaltung mit Struktur: Trockenmauern, Staudeninseln und Splittbeete
Ein gelungener Klimagarten lebt von Abwechslung und Struktur. Trockenmauern aus Naturstein speichern Wärme und bieten Nischen für Wildbienen und Reptilien. Staudeninseln mit Gräsern und Blühpflanzen in geschwungenen Formen unterbrechen großflächige Beete. Splittbeete, richtig aufgebaut mit Drainageschicht und gezielter Pflanzung, verbinden moderne Optik mit Funktionalität.
Fazit durch Gestaltung ersetzen: Vom Problemraum zur Gartenvision
Ein Klimagarten ist mehr als ein Trend: Er ist eine Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit. Mit der richtigen Pflanzenwahl, strukturierter Planung und nachhaltiger Wasserstrategie wird aus einer heißen Problemfläche ein lebendiger, zukunftsfähiger Freiraum. Wer den Garten nicht als Dekor, sondern als ökologisches Gesamtsystem versteht, legt den Grundstein für ein mikroklimatisch wirksames, naturnahes Paradies – ganz gleich, ob auf 50 oder 500 Quadratmetern.